8 Gründe, warum Unternehmen Migräne-Patienten anstellen sollten
Arbeitgebende zögern manchmal, einen Bewerber oder eine Bewerberin mit Migräne einzustellen. Doch die Fähigkeiten und Talente, die sie mitbringen, überwiegen oft die Kosten. Dr. Colette Andrée, Geschäftsführerin der Schweizer Patienten-Organisation Migraine Action, hat sie zusammengestellt.
Mitarbeitende mit Migräne fehlen zwar hin und wieder krankheitsbedingt, doch sie können besonders wertvolle Teammitglieder sein, deren Beitrag den gelegentlichen Fehltag aufwiegt. Hier finden Sie acht starke Gründe, die Sie Ihrem Arbeitgebenden vorlegen können:
1) Wir sind unglaublich diszipliniert und können uns die Zeit gut einteilen.
Ein effektiver Umgang mit Migräne erfordert Disziplin: Wichtig sind gesunde Gewohnheiten wie konsequenter Schlaf, regelmäßige gesunde Mahlzeiten, regelmäßige Bewegung und Zeit für Ruhe. Ein disziplinierter Bewerber, der seine Migräne unter Kontrolle hat, ist vielleicht eine viel bessere Wahl als ein ebenso talentierter Bewerber mit wenig Selbstdisziplin.
Und weil wir so viel Zeit durch Überraschungsangriffe verlieren, gehen wir sehr effizient mit unserer Zeit um. Die meisten arbeiten aus der Not heraus im Voraus, damit sie nicht unvorbereitet getroffen werden.
2) Wir sind stressresistent bzw. frustrationstolerant.
Dank häufiger Migräne-Anfälle sind wir an Enttäuschungen gewöhnt. Wir lassen uns nicht von Kleinigkeiten unterkriegen und tun unser Bestes, um uns nicht stressen zu lassen. Das hilft uns, unter Druck einen kühlen Kopf zu bewahren und den Arbeitsalltag erfolgreich zu meistern. Wenn Geschäfte nicht zustande kommen oder Kunden verärgert sind, wissen wir: Auch das geht vorbei, und wir können in der Zwischenzeit damit umgehen.
3) Unser Gehirn leuchtet zwischen den „Stürmen“.
Während eines Migräneanfalls oder einer KopfschmerzAttacke ist unser Gehirn nicht in Bestform, aber zwischen den Anfällen blüht es richtig auf. Auch dank der gesunden Gewohnheiten, die wir uns aneignen, um den Schmerz in Schach zu halten, ist unser Gehirn bemerkenswert widerstandsfähig und zäh. Eine 2007 in der Zeitschrift Neurology veröffentlichte Studie ergab, dass Menschen mit Migräne bei kognitiven Tests besser abschnitten als Menschen ohne Migräne.
4) Wir haben Einfühlungsvermögen für Teamkollegen.
Da wir bei der Arbeit häufig mit Migräneanfällen zu tun haben, wissen wir aus erster Hand, wie verheerend es ist, Kräften ausgeliefert zu sein, die sich unserer Kontrolle entziehen. Wir können uns gut in die Lage anderer versetzen und ihnen die dringend benötigte Unterstützung zukommen lassen. Empathie ist die Grundlage für starke Teams, und starke Teams erzielen großartige Ergebnisse.
5) Agilität ist eine Kernkompetenz – und wir haben sie in Hülle und Fülle.
Die Fähigkeit, sich an wechselnde Situationen anzupassen und schnell zu denken, ist an fast allen Arbeitsplätzen wertvoll. Wenn Ihr Unternehmen ständig auf Faktoren reagieren muss, die sich Ihrer Kontrolle entziehen – wie Menschen mit Migräne zum Beispiel auf das Wetter –, dann sind Sie beweglicher.
Das Leben mit unvorhersehbaren Schmerzen hat uns gelehrt, diese Fähigkeiten zu beherrschen. Genauso wie wir unsere Pläne schnell ändern können, wenn eine Migräne-Attacke auftritt, können wir auch einen anderen Gang einlegen und uns auf berufliche Herausforderungen einstellen.
6) Wir sind unglaublich einfallsreich, vor allem bei Hindernissen.
Unvorhergesehene Herausforderungen zu meistern, ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens mit Migräne – und eine wertvolle berufliche Fähigkeit. Wir haben mit unvorhersehbaren Anfällen zu den ungünstigsten Zeiten zu tun, auf Hochzeiten, am Arbeitsplatz, auf Reisen, auch wenn andere es vielleicht nicht bemerken. Wir können starke Schmerzen haben und diese verbergen und die Symptome medikamentös behandeln, bis wir in der Lage sind, angemessen damit umzugehen. (Manche haben schon Geschäftsbesprechungen und Präsentationen verlassen, um sich zu übergeben und wieder an die Arbeit zu gehen.
7) Seltenes Talent
Migräne hat im Laufe der Geschichte Millionen von kreativen, begabten Menschen geplagt, und das wird auch so bleiben, bis wir ein Heilmittel finden. Zum Beispiel sind Thomas Jeffersons Beiträge zur Menschheit unbestreitbar: Er hat eine Nation, die öffentliche Politik, die Kunst und das Gefüge unserer Gesellschaft geprägt.
Wenn er die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verfassen konnte, obwohl er mit Migräneanfällen zu kämpfen hatte, können wir uns vorstellen, was wir tun können. Ja, Migräneanfälle sind unglaublich behindernd, aber für große Leistungen muss man nicht immer von neun bis fünf arbeiten. Arbeitgebende, die Stellenbewerber mit Migräne beurteilen, sollten überlegen, ob ein flexibler Zeitplan ihren Talenten die Möglichkeit gibt zu glänzen. Ganz gleich, ob wir an einem Opus magnum arbeiten oder ein geniales Feedback zu einem neuen Projekt geben, viele Menschen mit Migräne sind unglaublich kreativ und talentiert.
8) Wir haben eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit entwickelt – unerlässlich in einer sich schnell verändernden Welt.
Es gibt Herausforderungen, die mit Migräne bei der Arbeit (und zu Hause) einhergehen. Aber das ständige Überwinden von Hindernissen macht uns unglaublich stark. Wir verfügen über eine scheinbar unerschöpfliche Quelle der Resilienz. Das bedeutet: Wir sind Meister darin, uns nach einer schwierigen Phase wieder aufzurappeln, was außerordentliche Stärke und Anpassungsfähigkeit erfordert.
Stellen Sie sich vor, Sie würden mit John F. Kennedy, Vincent van Gogh, Elizabeth Taylor, Whoopi Goldberg, Julius Cäsar oder Kanye West zusammenarbeiten. Alle diese historischen Persönlichkeiten und aktuellen Stars teilten oder teilen mit uns die Eigenschaft eines außergewöhnlichen Talents und die Last der Migräne – einer genetisch bedingten neurologischen Krankheit, von der weltweit eine Milliarde Menschen betroffen sind.
Diese Informationen wurden zusammengestellt von Dr. Colette Andrée, Geschäftsführerin der Schweizer Patienten-Organisation Migraine Action.